V.l.n.r. R. Seelieb, W. Hassfeld, U. Beckhaus, unser Referent Anton Frey, H. Schröder und M. Mangold
„Die existierenden Seniorenheime sollen ergänzt werden durch andere Lösungen. Uns geht es darum den Älteren zu ermöglichen, möglichst lange selbstbestimmt in der eigenen Umgebung zu leben und möglichst geringe Kosten tragen zu müssen.“ Derartige Lösungen sollten auch für Mühlhausen geschaffen werden“, so der Ortsvereinsvorsitzende Holger Schröder, anlässlich der Informationsveranstaltung zu „Senioren- und Familiengenossenschaften“ am 27.03. im Bürgerhaus in Mühlhausen.
Einleitend stellte Dr. Michael Mangold vom Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung e.V. an der Universität Tübingen die Ausgangssituation der Gemeinde dar, die den allgemeinen Trend zur alternden Gesellschaft teilt und gleichzeitig durch hohe Auspendlerzahlen gekennzeichnet ist. Er verwies darauf, dass ansiedlungsinteressierte Unternehmen auch die Versorgungssituation der Bevölkerung, insbesondere die von Kindern und Älteren aufmerksam wahrnehmen. Ohne eine gute Versorgung dieser Personengruppen wissen Unternehmen, dass ihre Fachkräfte durch Pflege- und Betreuungsaufgaben gebunden werden und nicht den Unternehmen vollumfänglich zur Verfügung stehen. In Zeiten des Fachkräftemangels ein besonders ernstzunehmendes Argument.
Als fachlich ausgewiesenen Experten für genossenschaftliche Lösungen im Themenbereich Familien und Ältere konnte Anton Frey aus Stutensee gewonnen werden. Herr Frey hat gemeinsam mit seiner Ehefrau Dorothea und weiteren Gründungsmitgliedern im Jahr 2007 in Neustadt an der Weinstrasse die Familiengenossenschaft e. G. ins Leben gerufen. Die seither auch wirtschaftlich erfolgreiche Genossenschaft widmet sich im weitesten Sinn dem sozialen Bereich, in deren Zentrum die generationenübergreifende Familie im Sinne einer Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht. An der Familiengenossenschaft beteiligen sich Unternehmen sowie Einzelpersonen, es verfügen jedoch alle über das gleiche Stimmrecht, so dass keine Übermacht von Einzelakteuren auftreten kann. Die Tagesmütter und Betreuungskräfte sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt und die oft komplizierte und lästige Verwaltung in Sachen Versicherungen und Verrechnung von Zuschüssen unterschiedlicher Gemeinden wird ihnen von der Genossenschaft abgenommen. Die Familiengenossenschaft e. G. übernimmt so seit 12 Jahren für Familien und Unternehmen ein ganzes Bündel an Versorgungs- und Betreuungsleistungen.
Dieses und andere von Frey vorgestellte Modelle zeigen, dass die in naher Zukunft noch drängender werdenden Aufgaben der Versorgung und Betreuung der älteren Bevölkerung durch eine Verknüpfung von sozialen, gerechtigkeitsorientierten und wirtschaftlichen Lösungsmodellen zu bewältigen sind. Durch derartige Lösungen wird für alle Beteiligten mehr Lebensqualität geschaffen und die Gemeinde insgesamt attraktiver.
In der Diskussion wurde das Interesse an derartigen Modellen deutlich, zumal für wesentlich geringere Kosten Versorgungs- und Betreuungsmöglichkeiten geschaffen werden können, als dies bislang der Fall ist. Der Ortsvereinsvorsitzende Holger Schröder dankte den Referenten sehr herzlich und kündigte an, sich für genossenschaftliche Modelle zukünftig verstärkt einzusetzen. Als weitere Gelegenheit sich mit genossenschaftlichen Lösungen für die drängenden Aufgaben unserer Zeit zu beschäftigen verwies er auf die am Dienstag, den 09.04. um 19 Uhr im Bürgerhaus stattfindende Informationsveranstaltung unter dem Titel „Energiewende – Was bedeutet das für uns in der Gemeinde?“, zu der eine Referentin der „Elektrizitätswerke Schönau“ (EWS) gewonnen wurde.